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Superkompensation
Fazit
Keine Altersdifferenzierung
Keine geschlechtsspezifischen Unterschiede
Kein Unterschied Trainierter/Untrainierter
Nichtberücksichtigung der genetischen Anlage
Keine Angabe meßbarer Parameter
Neuronale Anpassung wird nicht berücksichtigt
Anpassungsprozesse können nicht endlos fortgesetzt werden
Das Modell stößt an Mengen- und Zeitgrenzen
Bestimmte konditionelle Leistungsfaktoren lassen sich nicht gleichzeitig maximal ausprägen
Negierung sportmedizinischer Erkenntnisse
Für die praktische Trainingsarbeit scheint es weiterhin wichtig zu sein, daß man versteht, daß nicht jede Trainingseinheit zur Ermüdung führen darf. Dieses Vorgehen sollte man nur bewußt in Verbindung mit dem sogenannten Blocktraining wählen. Verabschieden muß man sich auf jeden Fall von der zeitlichen Pseudogenauigkeit, die das Modell vorgibt. "Das Modell entspricht einfach nicht mehr der Wirklichkeit bei der Adaptation im modernen Sport."

Teil I
Superkompensation Analyse (1)
MADER (1990) setzte sich kritisch mit dem JAKOWLEW-Schema auseinander und stellte fest, daß es die aktive Anpassung nur aus Sicht des sportlichen Trainings interpretiert. "Es bezieht sich auf den Wechsel zwischen Trainingsbelastung (Ermüdung, Erschöpfung) und Erholung (Regeneration, Restitution). Genaugenommen stellt es nur das Zeitverhalten der Leistung als Reaktion auf eine verhältnismäßig kurzdauernde hohe Belastung dar. Ein konkreter Bezug zu tatsächlich meßbaren Parametern oder strukturellen Anpassungen ist dabei nicht gegeben".
Die Interpretation des JAKOWLEW-Schemas mit Kriterien aus der Regelungstechnik wird ebenfalls sehr negativ beurteilt. "Es handelt sich um ein System mit einem falschen (weil negativen) Overshoot am Beginn der Belastung und einem schlecht gedämpften Einstellverhalten. Systeme dieser Art werden in der Regel-und Systemtheorie als "von Grund auf verdorben" bezeichnet, deren "Stabilität sehr zweifelhaft ist".
Weiterhin bemängelt MADER die Interpretation der aktiven Anpassung: "Auch in einem solchen System mußte es eine Proportionalität zwischen chronischer Belastungsstei-gerung und Leistungsänderung geben, unabhängig davon, welche Art von Fehlern das System aufweist. Dies läßt sich aus dem JAKOWLEW-Schema nicht ableiten. Das heißt aber, daß die Tatsache des Überschwingens allein nicht zur Erklärung der aktiven Anpassung oder der Trainingseffekte ausreicht." Widersprüchlich erscheint ihm auch die Erklärung negativer Trainingseffekte nach dem JAKOWLEW-Schema zu sein, nach dem sich dies auf die negative Superposition von Trainingsbelastungen durch nicht ausreichende Belastungspausen oder zu hohe Belastungen reduziert.
In der Sportpraxis hat es sich eingebürgert, diesen Begriff auch im Zusamrnenhang mit neuromuskulären Verbesserungen, z.B. bei der Optimierung nervaler Steuer- und Regelungsprolesse im Schnelligkeitstraining oder bei Zugewinnen in der Dehnfähigkeit beim Beweglichkeitstraining zu verwenden.
Dies ist aus muskelphysiologischer Sicht unzulassig und mißverstandlich und sollte in Zukunft vermieden werden." Der Begriff der Superkompensation sollte nach WEINECK nur in Verbindung mit dem Energiestoffwechsel und hier insbesondere mit den energiereichen Phosphaten, sowie den Zuckerspeichern verwendet werden.

Teil II
PAHLKE/PETERS (1991) stellen fest, daß nicht jede Belastung (Auslenkung) sofort und unabdingbar eine Ermüdung bewirkt. "Während einer Beanspruchung durch motorische Aktivität mit niedrigen Intensitäten, kommt es für einige Parameter zu Auslenkungen, die für den Leistungsvollzug positiv und im Sinne einer Ermüdung nicht zu bewerten sind. Als Beispiel führen die Autoren die für den Leistungsvollzug so wesentliche Phase der Erwärmung an. Insbesondere betonen sie, daß die Phasen der Ermüdung (ebenso wie die der Wiederherstellung und Superkompensation) beim Trainierten unter einem etwas anderen Bild ablaufen als beim Untrainierten. Aber auch bei zwei ähnlich gut trainierten Sportlern bewirkt eine gleich hohe Anforderung z.B. unterschiedliche Auslenkungen im Eiwelßstoffwechsel.
Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die Wiederherstellung nach vorausgegangener Belastung/Beanspruchung. Die Laktatelimination läuft bei kompensierender (aktiver) Nachbelastungsphase schneller ab, als bei körperlicher Ruhe. "Es ist geradezu eine unabdingbare Forderung des wirksamen Trainings, in der Nachbelastungsphase die Wiederherstellung mit kompensierender Belastung/Beanspruchung zu unterstützen".
Die sportmedizinische Erkenntnis zum Laktatabbau in der Nachbelastungsphase findet in der Superkompensation keine Berücksichtigung.
Die Nachbelastungsphase verläuft für jeden Menschen anders. Negativ kann die Wiederherstellung und Superkompensation durch ungünstige äußere Umstände (z.B. klimatische Einflüsse), ungenügende Nahrungs- und Flüssigkeitszufuhr, Schlafdefizit, Genußgifte, Erkrankungen u.v.a. beeinfiullt werden. Positiv wirken sich die optimale Gestaltung der Belastungsnachbereitung, zügige Auffüllung der Speicher (Kohlenhydrate, Eiweiße, Wasser, Elektrolyte), Förderung der Entspannung und Physiotherapie aus.
VERCHOSHANSKIJ/VIRU (1990) bemerken zur Adaptation des Organismus von Sportlern auf körperliche Belastung, daß sowohl auf dem kompensatorischen als auch auf dem stabilen langfristigen Niveau der Adaptationsprozeß nicht endlos dauern kann, und verweisen zusätzlich darauf, daß die Kapazität der gesamten Adaptationsreserve des Organismus ihre Grenzen hat, die wahrscheinlich von genetischen Voraussetzungen bestimmt sind.
SCHLICHT (1992) bezeichnet das Bild der Superkompensation bei näherer Betrachtung als zu idealistisch. "Es gaukelt Genauigkeit in der Vorhersage des Trainingsprozesses und dessen Konsequenzen vor, über die die Trainingswissenschaft tatsächlich nicht verfügt. Tatsächlich wirken Trainingsanforderungen in einer bislang kaum hinreichend bekannten Weise auf ein ganzes Bündel miteinander vernetzter Variablen, die wir noch nicht einmal alle kennen."
MARTIN/CARL/LEHNERTZ (1991) meinen: "Ausprägungen von Anpassungsprozessen können weder kurz- noch langzeitig als unendlich fortsetzbar betrachtet werden."
NEUMANN (1993) schreibt: "Die Anpassung erfolgt nicht In allen Systemen gleichzeitig, sondern zeitlich unterschiedlich."
SCHNABEL/HARRE/BORDE (1994):" Für die Systeme der Handlungssteuerung und Bewegungsregulation spielen die informationellen Prozesse und Kopplungen die entscheidende Rolle." "Anpassung ist ein reaktiver Prozeß, während Lernen und Verhaltensentwicklung dagegen in hohem Maße aktive Zuge tragen."

Einleitung
Ein Grundsatz im Sport, die Superkompensation nach JAKOWLEW (1977) in LEISTUNGSSPORT 5/99, 52
Seit seiner Einführung hat sich das Modell der Superkompensation beharrlich in der Lehre an den Sportinstituten, den Schulen (Sport-Leistungskurse) sowie in der Übungsleiter- und Trainerausbildung gehalten. Hinterfragt man das Prinzip im Dialog mit Praktikern kritisch, so stößt man dabei häufig auf Skepsis bzw. Unverständnis. Die Verfechter des JAKOWLEWschen Schemas verweisen in ihren Plädoyers gleichzeitig auf andere Trainingsprinzipien / Trainingsgesetze, die zusätzlich noch berücksichtigt werden müßten. Ein in sich logisches Prinzip sollte solche "Hilfestellungen" eigentlich nicht nötig haben.
Auf den ersten Blick scheint es sich um ein einfaches Modell zu handeln, dessen Aufbau nachvollziehbar und plausibel erscheint. Graphiken, wie die von GROSSER/BRÜGGEMANN/ZINTL geben zudem vor, mit ihrer Hilfe eine genaue Planung des zeitlichen Ablaufs der Adaptation vornehmen zu können. Die darin enthaltenen Zeitangaben, Erholungszeitraum z.B. 2 bis 3 Tage bzw. Abnahme der Superkompensation nach spätestens drei Tagen, werden von vielen Trainern - unabhängig davon, aus welcher Sportart sie kommen - sehr genau genommen.
Einleuchtend scheint bei der Superkompensation, daß Training zur Ermüdung führt, welche einen Erholungszeitraum nach sich zieht. Bei entsprechender Anwendung der Superkompensation kommt es dann in der Folge zu einer Summation von Superkompensationseffekten: Die sportliche Form nimmt stetig zu. Diese Adaptation wird von Training zu Training erzielt und führt zu einem linearen Formanstieg. Ist das aber wirklich so?

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