Aus der anaeroben Glykolyse fällt bereits in Ruhe und bei niedrigen Belastungsintensitäten in der Muskelzelle und im Blut das Laktat an (Ruhewert 0,75 - über 1,0 mmol/l). Laktat ist ein noch energiereiches Zwischenprodukt. Mit seiner Anreicherung verändert es aber den Säurewert (pH-Wert-Senkung von normal 7,0 bis auf 6,6-6,4 im Extremfall). Diese Übersäuerung unterdrückt die Enzymaktivität, ungefähr 3 Std. nach einer Belastung ist das angefallene Laktat wieder abgebaut. Körperliche Aktivität mit geringer Intensität (z. B. Auslaufen, Herzfrequenzen um 100-120/min) kann den Laktatabbau wesentlich beschleunigen.
Die anaeroben Schwellen können zu anderen Leistungsparametern in Beziehung gesetzt werden. Meist ist es (z. B. bei Feldtests) die Fortbewegungsgeschwindigkeit (ms oder km/h) oder die Herzfrequenz (HF/min). Bei Labortests kann aber auch der an den Schwellen in Anspruch genommene Prozentsatz der maximalen Sauerstoffaufnahme (V02max) verwendet werden. Die Höhe der anaeroben Schwelle (bzw. IANS) ist damit exakter festgelegt und gibt auch Auskunft über den aeroben Trainings- bzw. Leistungszustand. Regeneratives Training muss grundsätzlich im Bereich unterhalb der Laktat-Umschlagschwelle stattfinden.
BEWERTUNG DER LAKTAT-LEISTUNGSKURVE FÜR SCHWIMMERINNEN
Ziel ist es, den aktuellen Trainingszustand zu erfassen und eine Typisierung der Schwimmerinnen nach Sprint- und Ausdauertypus abzuleiten. Der 300-m Stufentest erfasst die "aerobe Kapazität" und das Stoffwechselverhalten bei verschiedenen Schwimmintensitäten und somit die aktuelle Ausdauerfähigkeit. Der Vorteil gegenüber dem Zwei-Strecken-Test (z.B. 2 x 400 m) besteht darin, dass eine gesamte "Kinetik" erfasst wird, mit allen Möglichkeiten der individuellen Abweichungen. Daraus lassen sich ohne feste Zuweisung zu bestimmten Laktatwerten die Bereiche aerobe Grundlage, intensive Ausdauer, Stehvermögen und wettkampftypische Bereiche erfassen, wobei jeder Bereich bei verschiedenen Schwimmerinnen in individuell verschiedenen Laktatbereichen liegen kann. Erfassung einer Gesamtkinetik Die ersten 300 m Stufengeschwindigkeiten liegen absichtlich in einem sehr langsamen Schwimmbereich, damit die anaeroben Komponenten nicht sofort mit ins Spiel kommen. Die Steigerungen sind so gewählt, dass spätestens mit der zweiten bis vierten Belastungsstufe die anaerobe Energiegewinnung miteingeschaltet wird. Normalerweise ergibt sich dabei, dass auf den ersten Belastungsstufen die Laktatwerte gleich bleiben oder leicht abfallen und dann mit der Steigerung der Schwimmgeschwindigkeit exponentiell ansteigen. Der beginnende Laktatanstieg der Laktat-Leistungskurve wird als Basislaktat bezeichnet. Dieses Basislaktat liegt bei weiblichen Sprinterinnen in einem höheren Bereich als bei weiblihen Ausdauerschwimmerinnen. Wenn die intensive Ausdauer relativ wenig geschult wurde, ergibt sich dann ein abrupter steiler Laktatanstieg, bei Steigerung der Geschwindigkeit mit zunehmendem wettkampftypischem Training im intensiveren Ausdauerbereich und im Stehvermögensbereich läuft die Kurve bei höheren Geschwindigkeiten flacher. Diese individuelle Beurteilung der Laktat-Leistungskurve und vor allem der Bezug zu dem sogenannten Basislaktat ist außerordentlich wichtig zur Trainingsteuerung und zur Typisierung der Schwimmerin. Normalerweise wird die organische Grundlagenausdauerfähigkeit gemessen an der Schwimmgeschwindigkeit im Laktatbereich von 2 mmol/l. Für den Bereich der intensiveren Ausdauerfähigkeit werden nach 2 verschiedenen Methoden die Verläufe der Laktat Leistungskurve beurteilt.
1. Individuelle Schwelle nach Sidon: Schwimmgeschwindigkeit 1,5 mmol/l über dem Basislaktat, geeignet zur Trainingssteuerung bei Serienschwimmen mit einer Länge von 300 - 400 m.
2. Laktat-Umschlag-Schwelle Gemessen an einer Steigung von 45 Grad
Im Grundlagenausdauertraining verschiebt sich normalerweise die Laktat-Leistungskurve im unteren Bereich zwischen Laktat 2 - 4 mmol/l nach rechts und verläuft dann bei höheren Intensitätsbereichen relativ steil.
Anaerober Schwimmtest
(2 x 100 m mit submaximaler und maximaler Intensität in der Hauptschwimmart)
Die Laktatwerte bei vorgegebener submaximaler Intensität hängen von zwei Faktoren ab: Höhe der Speicher energiereicher Phosphate, ATP und KP, sowie etwa zu 10 - 20% von der Geschwindigkeit des Anspringens der aeroben Stoffwechselprozesse, des Kreislaufs und der Höhe der aeroben Kapazität. Bei maximaler Belastungsintensität wägen sich die genannten Faktoren ebenfalls aus. Die maximale Leistungsfähigkeit über 100m ist jedoch mehr von der Fähigkeit bestimmt, schnell Energie über die Laktatproduktion bereitzustellen.
Ausprägung der anaeroben Kapazität
Wenn die beiden Punkte über eine Grade miteinander verbunden werden, kann sich über die Trainingssteuerung ergeben, dass sich die rechts oder links von der Graden liegenden Werte das Ergebnis: Konnte die anaerobe Kapazität bei gleichzeitiger Zunahme der Schwimmgeschwindigkeit gesteigert werden? Hier müssen Vergleiche mit der Entwicklung der Ausdauerfähigkeit angestellt werden. Wenn sich höhere Laktatwerte bei vergleichbaren Schwimmgeschwindigkeiten einstellen, bei besserer oder gleicher Ausdauerfähigkeit, liegt in der Regel der Verdacht auf eine Technikveränderung / Technikfehler vor Literatur auf Anfrage