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Melatonin
Melatonin - Gesundheitsgefahr befürchtet
Verbandsärzte des Britischen Olympischen Komitees warnen vor der Verwendung von Melatonin

Es gibt immer wieder Mode-Medikamente, die auf den Markt kommen, um offensichtliche Probleme zu bekämpfen. In jüngster Zeit hat sich hier auch Melatonin präsentiert. In Deutschland ist Melatonin nur auf Rezept erhältlich, während es in den USA auch in der Drogerie zu erwerben ist. Nun warnen die Verbandsärzte des Britischen Olympischen Komitees vor der Verwendung von Melatonin:
T. REILLY/R. MAUGHAN/R. BUDGETS: Melato-nin: A Position Statement of the British Olym-pic AssociBtion, in: Brit. J. Sports Med. 32 (1998), 2, 98-100.

Was bewirkt Melatonin
Melatonin ist ein Hormon, das im Hypothalamusbereich vom Körper ausgeschüttet wird und den Schlafrhythmus steuert. Die Melatoninproduktion ist vom Tages-und vom Jahresrhythmus des Menschen abhängig und wird vor allem durch Licht gesteuert. Es senkt die Körpertemperatur, begünstigt das Einschlafen und kann auch verwendet werden, um sich schneller an einen neuen Zeitrhythmus zu gewöhnen. Deshalb wird Melatonin vor allem von Schichtarbeitern und Personen, die häufig über Zeitzonen hinweg fliegen verwendet - also auch von Spitzensportlern. Melatonin hilft zudem beim Abbau der Freien Radikalen, vergleichbar in seiner Wirkung mit Vitamin E und Vitamin C.

Gefahren von Melatonin
Die Verbandsärzte weisen nun darauf hin, daß Melatonin eine sehr individuelle Wirkung hat und man es zu einer Wettkampfreise nicht zum ersten mal einsetzen soll. Es sei sehr schwierig, den Stand der ,inneren Uhr' wirklich genau zu bestimmen, und Melatonin wirke u.U. zum falschen Zeitpunkt wie ein Schlafmittel. Die Hersteller warnen daher auch auf der Packung, unter dem Einfluß von Melatonin nicht Auto zu fahren oder Maschinen zu bedienen. Außerdem kann Melatonin (bei 1 von 240 Personen) allergische Reaktionen hervorrufen.

Dosierung und zeitliche Anwendung
Wenn man dann jedoch Melatonin nimmt, empfehlen die Verbandsärzte, solle man 2 bis 5 mg bei Flügen nach Osten zwischen 17 und 19 Uhr (örtliche Zeit) vor dem Abflug nehmen und dann erneut nach der Ankunft 4 Tage lang zum Schlafengehen. Bei Flügen nach Westen sollte kein Melatonin vor dem Flug genommen werden, sondern abends gegen 23 Uhr (Ortszeit) am Ankunftsort sowie in den folgenden Tagen wieder zum Schlafengehen. Helles Licht sei ebenfalls zu meiden, da es die körpereigene Melatoninausschüttung behindert. Bei einem Flug nach Osten sollte am Abflugtag nach 20 Uhr helles Licht vermieden werden.

Literatur:
Leistungssport July 98,18

Jet - Lag mit Phototherapie verhindern
Von einer medikamentösen Behandlung der Jet lag-Syndrome ist wegen Nebenwirkungen und möglicher Dopingeffekte abzuraten.
Spitzenathleten nehmen üblicherweise an Wettkämpfen oder Trainingslagern im Ausland teil und sind damit häufig einem Zeitzonenwechsel ausgesetzt. Dies führt zu einer Nicht-Übereinstimmung ihres Rhythmus der biologischen "inneren Uhr', d.h. dem zirkadianen Rhythmus, mit dem äußeren Zeitgeber, d.h. dem Tages-/Nachtlicht. Die meisten physiologischen Hauptfunktionen des Organismus, die eine direkte Phasenbeziehung zu dem Tages/Nachtlicht haben, unterliegen damit an den Tagen nach dem Zeitzonenwechsel einer Phasenverschiebung, die mit physischen und psychischen Störungen, wie Schlafdefizit, Gereiztheit, Konzentrationsschwäche, Magen- und Darmstörungen, und schließlich Leistungseinbußen verbunden sein können ("Jet lag - Syndrome).Die Dauer dieser Erscheinungen hängt u.a. von der Anzahl der durchquerten Zeitzonen und der Richtung der Reise ab: Ein größerer Zeitzonenwechsel und eine Reise nach Osten sind mit längerdauernden Symptomen verbunden als ein geringerer Zeitzonenwechsel und eine Reise in Richtung Westen. M. PIRRITANO/A. CEI/F. LUCIDI/C. VIOLANI: La sindrome del jet lag in atleti Italiano di alto li-vello, in SdS - Rivista di Cultura Sportiva 39 (1997), 10-14, untersuchten mittels eines "Jet Lag-Fragebogens" die Wahrnehmung der Jet lag-Effekte von 122 italienischen Hochleistungssportlern aus verschiedenen Sportarten (darunter 36 Medaillengewinner der letzten Olympischen Spiele).
Die Ergebnisse zeigten, 80 Prozent der befragten Athleten vor allem an den ersten drei Tagen Schlafstörungen und Müdigkeit meldeten. Die Dauer dieser Symptome nahm mit dem Alter zu. Im Falle einer Teilstichprobe (n =: 50) wurden auch Daten über die zirkadiane Typologie mit einer Variante fur Athleten des Morningness-Eveningness Questionnaire (MEQ) erhoben. Die zirkadiane Typologie bezieht sich darauf, dass sowohl auf biologischer Basis als auch gewohnheitsbedingt zwischen "Lerchen" (Morgentypen) und "Nachtfaltern" (Abendtypen) unterschieden werden kann. Im Gegensatz zu den Nachtfaltern stehen Lerchen gerne früh auf, erreichen schon in den ersten Morgenstunden ein höheres zentralnervales Aktivationsniveau und eine höhere Körpertemperatur und erbringen morgens bessere Leistungen. Interessanterweise zeigten die Ergebnisse, daß die Jet-Lag Symptome bei Morgentypen länger anhalten als bei Abendtypen. Von Bedeutung ist dieser Befund vor allem für jene Sportdisziplinen, in denen die Wettkämpfe ublicherweise morgens stattfinden und die Athleten vorwiegend Morgentypen und relativ älter sind. Hier sind nach einem Zeitzonenwechsel längerdauernde Leistungsbeeinträchtigungen zu erwarten. Von einer medikamentösen Behandlung der Jet lag-Syndrome ist wegen eventueller Nebenwirkungen und möglicher Dopingeffekte abzuraten.
F. LUCIDI/C. VIOLANI: Alterazioni del ciclo sonno-veglia, in SdS - Rivista di Cultura Sportiva 39 (1997), 15-19, beschreiben im Rahmen der Möglichkeiten für eine nicht-medikamentöse Behandlung von Störungen des Schlaf-Wachheitszyklus auch die jüngere Methode der Phototherapie. Im Sport zielt sie darauf, im Hinblick auf einen Zeitzonenwechsel eine Phasenverschiebung im zirkadianen Rhythmus durch Bestrahlung des Athleten zu bewirken. Wenn die Person in den frühen Morgenstunden vor dem Ende der subjektiven Nacht bestrahlt wird, ergibt sich ein Phasenvorschub im zirkadianen Rhythmus; wenn dagegen die Bestrahlung in den späten Abendstunden kurz vor Beginn der subjektiven Nacht stattfindet, ergibt sich eine Phasenverschiebung. Die Lampe für die Bestrahlung besteht aus 4 bis 8 fluoreszierenden Röhren mit einer Leistung zwischen 15 und 65 Watt. Wenn die Person auf eine Entferung von einem Meter in etwa einmal pro Minute den Blick zur Lampe richtet, reicht die Lichtintensität (etwa 2.500 Lux), um eine Phasenverschiebung im zirkadianen Rhythmus auszulösen. Dies hängt anscheinend mit dem unterdrückenden Effekt der Belichtung auf die Melatoninsekretion zusammen. Die gesamte Belichtungsdauer wird abhängig von der Länge der benötigten Zeitverschiebung der inneren Uhr festgelegt. Gegenanzeigen der Phototherapie betreffen die Aufnahme photosensibilisierender Medikamente wie z.B. Antihistaminika. Diese Methode hat sich bei mehreren italienischen Leistungssportlern als erfolgreich erwiesen. Herausragendes Beispiel ist der italienische Säbelfechter der Junioren-Klasse Guidi, Goldmedaillengewinner bei den Weltmeisterschaften, der vor der Abreise zu den Meisterschaften mit der Phototherapie behandelt worden war.
Dr. Caterina Pesce Anzeneder/ Mario Gulinelli in leistungssport July 98,20

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