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Blutparameter
Effekte des Ausdauertrainings

Den ungesättigten Fettsäuren kommt ernährungsphysiologisch eine besondere Bedeutung zu, da sie eine Reihe günstiger Eigenschaften besitzen, wobei folgende Wirkungen als gesichert angesehen werden können:

Positive Effekte des Ausdauertrainings

  • Senkung des Cholesterinspiegels
  • Erhöhung des Blutvolumens
  • Senkung des Blutdruckes
  • Verbessertes Säure-Basen-Gleichgewicht
  • Verbesserte Blutviskosität = Fliesseigenschaften

Beeinflussung der Stoffwechselorgane mit positiver Auswirkung auf atherosklerotische Gefäßveränderungen und Zellalterung. In einer gesunden Ernährung sollte also auf ein ausgewogenes Verhältnis von ungesättigten zu gesättigten Fettsäuren von etwa 2 : 1 und einer möglichst cholesterinarmen Kost geachtetwerden.

Sauerstofftransport

Unter körperlichem Training kommt es zu einer Zunahme des Blutvolumens und damit zu einer besseren Füllung des Herzens (SALTIN et al., 1968]. Möglicherweise ist auch die Leistungssteigerung, die unter der Blutrücktransfusion (Blutdoping] beobachtet wird, eher im Sinne einer solchen verbesserten kardialen Füllung zu erklären als durch den Anstieg des Hämoglobinwerts und die damit erhöhte Sauerstoffbindungsfähigkeit. (SHEPARD 1993,Peripherer Kreislauf und Ausdauer S.103-208)

Artifizielle Erhöhung der Erythrozytenzahl 
Tatsächlich werden bis zu einem Hämatokritwert von 53% das maximale Herzminutenvolumen und der maximale Sauerstofftransport nicht negativ beeinflußt (SPRIET et al., 1986; Thomson et al., 1982]. Veränderungen des Blutvolumens führen zu einer Änderung der kardialen Vordehnung und beeinflussen somit über den Frank-Starling-Mechanismus das Herzminutenvolumen und damit indirekt auch das Sauerstofftransportvermögen und die Ausdauerleistungsfähigkeit. Die GröBe des Blutvolumens kann ungefähr nach dem Körpergewicht abgeschätzt werden, es beträgt ca. 77,5 ml pro kg Körpergewicht, d.h. ein 70 kg schwerer Athlet hat ca. 5,425 Liter Blut zur Verfügung.
Auswirkungen eines Ausdauertrainings auf Blutparameter

Die Blutviskosität steht in einer komplizierten, nichtlinearen Relation zur Zahl der roten Blutkörperchen. Die Erythrozytenzahl kann sich durch Training ändern. Ganz besonders ist dies der Fall bei artifiziellen Maßnahmen wie Blutdoping, Höhentraining (Hypoxie) und Missbrauch von Anabolika. Bis auf das unerlaubte Blutdoping spielen diese Faktoren beim Ausdauerathleten meist keine gröBere Rolle, so stellt sich das Problem einer Steigerung des peripheren Gefäßwiderstandes durch zu hohe Erythrozytenzahlen in Ausdauersportarten höchstens in Ausnahmefällen.
Literatur
Roy J. Shephard und Michael J. Plyley 1993


Probleme geltender Hämatokritgrenzen

"Da legst Du Dich mit 48 Prozent Hamatokrit ins Bett und wachst mit 51 Prozent wieder auf - und bist gesperrt? (Radsportler 1998). Geht das? Leider ist dies im Radrennsport möglich, denn die willkürliche Grenze von 50 Prozent Hämatokrit als starre Trennungslinie zwischen denen, deren Gesundheit durch zu viele feste Bestandteile des Bluts als gefährdet gelten, und den Gesunden ist fließend. Ca. 8 Prozent des Menschen bestehen aus Blut, bei gut auf Ausdauertrainierten kann dieser Wert bei über 10 Prozent liegen. Ein Teil der besseren Werte ist genetisch-, ein Teil trainingsbedingt.
Im Längsschnitt zeigt sich, daß es in den ersten ca. 10 Tagen des Trainings zu einer Vermehrung des Blutplasmavolumens kommt, während anschließend Plasma und feste Bestandteile etwa gleichmäßig ansteigen. In mehr und dickeren kapillaren Blutgefäßen findet dieses seinen Platz. Am Problem des radsportlers kann man einige der Probleme der Hämatokritgrenze aufzeigen. Bei einem Körpergewicht von 59 kg sollte er ca. 6,6 Liter Blut haben. Beim Ausdauersportler ist der Anteil der festen Blutbestandteile, des Hämatokrits, höher als bei Untrainierten. Den größten Anteil am Hämatokrit hat das Hämoglobin, dessen Menge für den Sauerstofftransort einen entscheidenden Engpaß darstellt. Je mehr Hämoglobin man hat, um so leistungsfähiger kann man in Ausdauersportarten sein. 1 g Hämoglobin kann bis zu 1,39 ml Sauerstoff binden. Mit einem Anstieg von 0,3 g Hämoglobin/100 ml Blut ist ein Anstieg von ca. 1 Prozent V02max verbunden. Ohne jegliches Höhentraining und ohne EPO lag der Wert bei der letzten ärztlichen Routineuntersuchung des Radsportlers bei 46 Prozent Hämatokrit. Bevor die Diskussion um EPO in größerem Umfang aufkam, galten Hämatokritwerte von bis zu 54 Prozent in der Literatur als üblich (GLEDHILL 1992, 208 in offizieller IOC-Publikation). Dass der Radsportler einen Wert in der Nähe von 50 Prozent hat, muß also kein Anzeichen von Doping sein, sondern nur von seinen guten genetischen Voraussetzungen und seinem sehr guten Trainingszustand.
Die große Schweissreserve des Körpers ist das Blutplasma. Je nach Grad der Austrocknung des Körpers und der vorhandenen Elektrolyte kommt wenigstens die Hälfte des Schweißes und der ausgeatmeten Feuchtigkeit aus dem Blutplasma. Die ersten systematischen Untersuchungen von ADOLPH (1947) zeigen, daß sogar 2,5mal so viel Schweiß aus dem Blutplasma stammt, wie aus allen anderen, vor allem intrazellulären Quellen, zusammen. Hier nun fangen die Probleme für den Sportler an. Wenn der Radsportler sich mit seinen 6,6 Liter Blut, dh. mit 3,3 Liter Hämatokrit (= 50 Prozent) Schlafen legt, hat er am nächsten morgen zwar noch immer 3,3 Liter Hämatokrit, aber bei einem Schweißverlust von 1 Liter (und dem Ansatz von auch nur 50 Prozent aus dem Plasma) in der Nacht hat er nur noch ca. 6,1 Liter Blut und damit auch ohne EPO einen Hämatokritwert von 54,1 Prozent. Der Feuchtigkeitsverlust über Nacht ist in der Höhe besonders groß, da dort in der Regel die relative Luftfeuchtigkeit geringer ist, sodaß nach einem anstrengenden Trainingstag in der Nacht auch mehr als 1 kg Gewichtsverlust vorkommen kann. Die Rechnung läßt sich durch eine Gegenrechnung nach den Daten von COSTILL (1984) und von FORTNEY/u.a. (1981) bestätigen. Sie fanden, daß eine Plasmareduktion um 10 Prozent ganz schnell und leicht auch noch ohne größere Anstrengung innerhalb von 10 min eintreten kann, während sie sich anschließend viel langsamer darstellt. Reduktionen von insgesamt mehr als 15 Prozent sind selten und nur unter den Bedingungen von Langzeitbelastungen auf hohem Niveau (z.B. im Radrennsport) zu erzielen. Bei 50 Prozent Hämatokrit bedeutet jedoch eine Reduktion um 10 Prozent Plasma einen Anstieg auf 55 Prozent Hämatokrit. Die jüngsten Untersuchungen von BODARY/PATE machen die Situation auch nicht leichter, zeigen sie doch, daß als eine der wesentlichen Folgen von Ausdauerbelastungen auf sehr hohem Niveau (92 Prozent V02max) nach 48 Stunden der körpereigene (ungedopte) Erythropoietinspiegel im Blut von ca. 14 mU/ml auf ca. 16 mU/ml ansteigt. Das aber Bedeutet für mehrtägige Etappenfahrten, dass auch ohne körperfremdes EPO der EPO-Spiegel überdurchschnittlich hoch liegt und damit auch die Hämoglobinproduktion ansteigt, so dass man nicht einmal davon ausgehen kann, daß der absolute Hamatokritwert, hier 3,3 Liter, wirklich konstant bleibt. Wenn man meint, im Flachland die Werte vom Abend und vom Morgen routinemaßig im Griff zu haben, müssen die Einstellungen der erforderlichen Getränke in der trockenen Hochlandluft trotzdem nicht stimmen. Daß Pantani schon Stunden nach dem positiven Test (52 Prozent) wieder einen normalen Wert in Wiederholungsuntersuchungen (bei 48 Prozent) in zwei verschiedenen Krankenhäusern auf der Heimfahrt erreicht hat, ist ebenfalls nichts Ungewöhnliches. Hierzu reichen beim ungedopten Sportler einfache Elektrolytgetränke, beim Gedopten Seruminfusionen und synthetische Blutverdünner - und selbst der Unterschied zwischen ruhig stehend auf den Hämatokrittest wartend und sitzend im Autofahren kann einen Teil des Unterschieds erklären. Was die Sache jedoch noch komplizierter macht. Nach 20 min ruhigen Stehens sank das Plasmavolumen um 10 Prozent (HARRISON 1985), somit würde bei 50 Prozent Hämatokrit nach dem Warten in der Schlange zum Bluttest der Wert auf 55 Prozent angestiegen sein. Deshalb empfehlen ja auch die Experten, man solle die Beine hochlegen, um den Hämatokritwert zu senken - und das funktioniert sogar, wenn man vorher ruhig gestanden hat. Was kann man in diesem Dilemma tun? Der starre Hämatokritwert von 50 Prozent ist für Untrainierte durchaus sinnvoll, denn weder ihr Herz noch ihre feinen Kapillargefäße sind für viel höhere Werte ausgelegt. Für Ausdauertrainierte stellen 50 Prozent keine absolute Grenze dar, oberhalb dessen die Gesundheit gefährdet ist, denn mit erhöhter Anstrengung steigt auch die Bluttemperatur - und damit sinkt die Viskosität des Bluts, die bei einem sehr hohen Hämatokritwert in Ruhe die Gesundheitsbedrohung darstellt. Aber auch die in anderen Sportarten verwendeten 53 Prozent sind als starre Grenzen nicht zweckmäßig. Wenn es noch die kolumbianischen Radrennfahrer wie früher Alvaro Mejia gäbe, wären diese ebenso dauernd gesperrt wie die Langstreckenläufer aus dem ostafrikanischen Hochland, wenn sie versuchen sollten, nicht in der Leichtathletik sondern im Radrennsport Erfolg zu haben. Für die Gesundheit entscheidend ist auch nicht ausschließlich der Hämatokritwert, der durch 20 min möglichst ruhiges Stehen, durch legales Höhentraining oder illegales Blutdoping oder EPO-Verwendung gesteigert werden kann. Für die Gesundheit entscheidend ist, wie weit die Pufferkapazität des Blutplasmas ausgereizt ist. Wer nur noch durch lnfusionen oder synthetische Blutverdünner in einem überschaubaren Zeitraum seinen Hämatokritwert deutlich drücken kann, hat sich vorher gedopt. 
Literatur
A. BROWNE/V. LACHANCE/A. PIPE: The ethics of blond testing as an element of doping control in sport, in: Med. Sci. Sports Exerc. 31 (1999).4. 497-501.

P. F. BODA-RY/R. R. PATE u.a.: Effects of achte exercise on plasma erythropoietin levels in trainer run-ners, in: Med, Sci. Sports & Exerc. 31(1999), 4, 543-546,

In: Magazin Leistungssport 4/99, 36
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