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Verunreinigung & Doping

Kreatin müsste auf eine spezielle Dopingliste

Wegen seiner besonderen Wirksamkeit wird die Einnahme von Kreatin oft als „legales Doping" bezeichnet. Im Zusammenhang mit Kreatin drängt sich die Frage auf, ob nicht ein Rückgriff auf die umfassende Doping Definition des Europarats von 1963 (physiologische Substanzen in abnormaler Form) hilfreicher ist, als die pragmatische Doping Definition (erlaubt ist, was nicht verboten ist). Nun kann Doping nie legal sein und zweitens passt diese Bezeichnung nicht auf eine natürliche Substanz, die auch in normalen Nahrung vorkommt und nach heutigem Wissen für den Körper unschädlich ist. Gerade dieser letzte Punkt ist von zentraler Bedeutung für die Frage, ob man Kreatin auf die Liste der unerlaubten Mittel setzen soll, wie dies von Wissenschaftlern gefordert wird.
Auf wissenschaftlicher Ebene stellen nun die Mitglieder der Anti-Doping-Kommisission des Italienischen Olympischen Komitees (BENZINE/U.A. 1998) die Problematik der Einnahme von Kreatinpräparaten zur Leistungssteigerung und die damit verbundenen Risikofaktoren zur Diskussion. Nach einleitender Erläuterung der Synthese-, Umbau- und Ausscheidungsmechanismen von Kreatin sowie seiner biophysiologischen Rolle in der Muskelaktivität nehmen die Autoren zur umstrittenen Frage der Verwendbarkeit von Kreatinpräparaten im Sport Stellung. Bedenklich aus gesundheitlicher Sicht scheint vor allem, dass mangels geeigneter Längsschnittstudien die Effekte der chronischen Einnahme von Kreatinpräparaten auf den Menschen noch nicht richtig abgeschätzt werden können. Insbesondere seien Feedback-Effekte der zusätzlichen Kreatineinnahme auf die endogene Herstellung zu überprüfen. Aufgrund der Tatsache, dass die Einnahme von Kreatinpräparaten die muskuläre Biochemie und Bioenergetik verändert und somit sportliche Leistungen insbesondere anaerober Art künstlich steigern kann, vertreten die Autoren die Meinung, dass das IOC Kreatin auf die Dopingliste in einer neuen "Wirkstoffgruppe mit muskulär-metabolischer Wirkungen" setzen sollte.

Seit die Medizinische Kommission des IOC entschieden hat, dass Kreatin nicht auf den Dopingindex gehört, nimmt die Publikation von Forschungsergebnissen auf diesem Sektor deutlich zu. An dieser Stelle sollen in Zukunft nun weitere Befunde und Studien vorgestellt werden.

Verunreinigungen in Kreatinpräparaten mit anabolen Stoffen

Es soll darauf hingewiesen werden, dass es zu erheblichen Verunreinigen in einigen Nahrungsergänzungen, v.a. von Kreatin, mit anabolen Steroiden gekommen ist die zu positiven Dopingtests führten. Die entdeckten Steroide stehen nicht direkt mit Kreatin in Verbindung, da sie über den Produktionsweg in die Kreatinpräparate gelangten.
Eine der ersten vorgelegten wissenschaftlichen Studien von D. H. CATLIN - dem Leiter des vom IOC anerkannten Antidopinglabors Los Angeles - belegt diesen Umstand. Das vorweggenommene Fazit, der sich vom Oktober 1998 bis zum April 2000 erstreckenden Arbeit läuft darauf hinaus, dass die gedopten Sportler ein gewisses Maß an Mitschuld treffen mag, jedoch nicht die ganze Schuld. Der Fehler der Athleten war, dass sie sogenannte Nahrungsergänzungsmittel konsumierten, vorzugsweise das nicht auf der Dopingliste stehende Kreatin, das angeblich "schnelle" Muskeln macht. Das Ausmaß der Verunreinigung des Kreatinmonohydrats ist erstaunlich, wie CATLINS Testreihe mit 41 jungen Probanden beweist. Von den 24 Sportlern die das Kreatin einnahmen, überschritten während der 19 Monate nicht weniger als zwanzig den Doping-Grenzwert von zwei Nanogramm mit Steroiden. Sie waren also im Sinne der Sportgerichtsbarkeit positiv Gedopt. Noch im ZDF hatte kurz vorher 0lympiaarzt PROF. W. KINDERMANN fälschlicherweise auf die Reinheit der deutschen Produkte hingewiesen. Bisher zeichnet sich bei einer weiteren britisch-deutschen Studie ab, an der auch der Prof. W. SCHÄNZER beteiligt ist, dass die prominenten britischen Dopingfälle um den 100 m Sprint-0lympiasieger Linford Christie ebenfalls mit der Einnahme verschmutzter Nahrungsergänzungsmittel zusammen hängen könnten. SCHÄNZER beurteilt die Menge der Nandrolonverunreinigung so: "Nein, das bringt in keinem Fall was, da die Menge zu gering sei um leistungssteigernd zu Wirken". In den verfeinerten Doping-Kontrollverfahren tauchen sie jedoch im Urin auf - das führt zum positiven Dopingtest. Sie wurden nicht etwa in die Ergänzungsmittel hineingeschmuggelt, sondern sind vielmehr die Restbestände aus Behältnissen, in denen auch Produkte mit anabolen Steroiden gefertigt wurden (HARTMANN, R. Sportteil der SZ / 29. Nov. 2000 Süddeutsche Zeitung)

Eine in Deutschland in Auftrag gegebene Laboranalyse ergab große Unterschiede in Bezug auf Inhalt und Reinheitsgrad der verschiedenen, auf dem Markt angebotenen Kreatinpräparate. Zwei davon enthielten massive Verunreinigungen mit Dicyandiamid, die zu einem Rückzug aus dem Handel führten. Billigprodukte bestehen meist aus niedrigen Qualitätsklassen chinesischer Provinz.

Tab. 1: Firmen- und Produktnamen von Nahrungsergänzungsmitteln in denen verbotene anabol - androgene Steroide gefunden wurden.
Firma Produktname*
Ultimate Nutrition BCAA
Ultimate Nutrition L-Carnitine 1000
Ultimate Nutrition Fat Bloc Ultimate
Vitalife Pure OKG
Vitalife Ultra Ripped
Vitalife Tribugain
Vitalife Super L-Carnitine
Nutrisearch All-in-one
Maximuscle Fattack Maximuscle
All Stars Speed Creatin Kautab
All Stars Tri Plex Zell Maxim.
All Stars Zell Tech Optimizer
("Untersuchung auf mögliche Verunreinigungen von Nahrungsergänzungsmitteln (Verzehrprodukte) mit anabolen Steroiden (chemische Analyse, gegebenenfalls toxikologische Risikobewertung)" ARC Seibersdorf Research GmbH. Heft Nr. 2/02

Literatur
Dick, C.: Kreatin Substitution im Sport - Zum aktuellen Stand 2003. leistungssport.com


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