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Prisoner Dilemma
Interessenkonflikte im Doping
Das "prisoner dilemma" ist durch folgende Situation gekennzeichnet: Zwei getrennt eingesperrte Verbrecher, die gemeinsam eine Tat begangen haben, die ihnen aber nicht ohne weiteres nachgewiesen werden kann, haben, vom Sheriff befragt, zwei Entscheidungsalternativen:

"Gestehen"
A) "Gestehen" bedeutet Strafminderung, wenn der andere nicht gesteht.
B) Wenn beide gestehen, eine hohe Strafe.

"Nicht-Gestehen"
Jedoch nur eine geringe Strafe, wenn keiner der beiden gesteht.

Das Beste also wäre für beide, nicht zu gestehen. Aber allein in der Zelle müssen sie zu dem für sie ungünstigen Ergebnis kommen, daß es besser sei zu gestehen, und zwar sowohl unter der Annahme, daß der Kumpel gesteht als auch, daß er nicht gesteht.
Das Prisonaer dilemma beschreibt also eine Situation, bei der das Ergebnis nicht nur von der eigenen Entscheidung abhängt, sondern auch von der Entscheidung des anderen, die ich jedoch nicht kenne. So muß ich meinen Erfolg unter verschiedenen Annahmen darüber kalkulieren, wie sich der Gegner entscheiden wird.
Die Dopingsituation
Typisch dafür ist die Frage, ob sich ein Athlet dopen soll oder nicht. Der Sporter muß den Nutzen seines Verhaltens - Verbesserung der Siegeschancen gegenüber jenen, die sich nicht dopen - gegen die Nachteile - (Gesundheitsschäden bzw. -risiken) und die Sanktionen bei einer eventuellen Aufdeckung seines Vergehens gegeneinander abwägen. Wenn dem Athleten die Siegeschancen rnehr wert sind als die unsicheren (und in der Zukunft liegenden) Gesundheitsrisiken und die Gefahr, entdeckt zu werden, gering ist, wird Dopen für ihn einen Nutzen bringen, wenn er rnit Doping gute, ohne Doping aber nur geringe Siegeschancen besitzt. Für ihn besteht also die beste Situation darin, wenn er sich selber dopt, der Gegner jedoch nicht; die schlechteste Situation ergibt sich für ihn dann, wenn der Gegner dopt, er selber jedoch nicht. In dieser Situation ist die Wahrscheinlichkeit, daß sich alle dopen, besonders groß, so daß für den einzelnen zwar kein Nutzen, für alle aber Kosten - etwa in Form von Gesundheitsrisiken - entstehen. So wäre es für alle sicherlich das Beste, wenn keiner sich dopt. weil sich mit einem Doping alle relativ in der gleichen Situation befinden, aber alle höhere Kosten haben. Aber diese Situation wird sich bei rationaler Einzelentscheidung nicht ohne weiteres einstellen. Dies gilt natürlich nur unter der Annahme, daß ein herausragendes sportliches Ergebnis - etwa ein 100-meter-Lauf unter 10 sec - nicht als solches ein erstrebenswerter und gut zu vermarktender Wert ist, der die (ökonomischen, gesundheitlichen etc.) Kosten des Dopings übersteigen könnte.
Auf das Problem des Dopings hat BREIVIK (1992) dieses prisoner dilemma übertragen.
HEINEMANN in Sportökonomie, 1995. "Wirtschaften als rationales Entscheiden", 60. (Fußnote)

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